Mein Werdegang als Architekturfotograf –
ein persönlicher Einblick
Wie alles begann – und fast wieder endet
Ein oft zitiertes Klischee lautet: „Ich habe schon als Kind viel fotografiert – da war klar, dass ich das auch beruflich machen möchte.“ Tatsächlich trifft diese Beschreibung auch teilweise auf mich zu. Meine ersten Berührungspunkte mit der Fotografie hatte ich schon früh, durch die Begeisterung meiner Eltern. In der Jugend folgte jedoch eine Phase der Ernüchterung: Aufgewachsen in einem Dorf, lernte ich Fotostudios kennen, die vor allem Passbilder und Familienshootings anboten – das wirkte auf mich damals sehr eindimensional und wenig kreativ. Als das Abitur näher rückte und ich mich mit beruflichen Perspektiven beschäftigte, stieß ich auf den Studiengang Kommunikationsdesign an der damaligen Fachhochschule Düsseldorf. Besonders spannend fand ich, dass Fotografie dort als eigenes Modul gelehrt wurde. Ein Besuch des Tags der offenen Tür, und insbesondere der Einblick in die Werkstätten, entfachte meine Leidenschaft für das Medium neu.
Ein Studium zwischen Design, Raum und Fotografie
Mein Studium an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf legte schließlich den Grundstein für meine Begeisterung für Architektur. Die enge Verknüpfung der Fachbereiche Design und Architektur prägte mich nachhaltig. Einige Kurse fanden fachbereichsübergreifend statt, und besonders die Nutzung der Holzwerkstatt hatte großen Einfluss auf mich. Im Rahmen eines gemeinsamen Fotokurses mit Architekturstudierenden begann ich, die neue Wehrhahn-Linie in Düsseldorf zu dokumentieren und war sofort fasziniert. Von da an war klar: Architektur sollte eine zentrale Rolle in meiner fotografischen Arbeit spielen. Der Weg zum Architekturfotografen war jedoch noch nicht ganz abgeschlossen.
Krise, Studium, Spezialisierung
Gegen Ende meines Bachelors geriet ich in eine kreative Krise und begann, die Fotografie grundlegend zu hinterfragen. Ich stellte mir die Frage, welchen Stellenwert Fotografie, insbesondere die digitale, heute noch hat. Wir leben in einer Welt, in der Bilder allgegenwärtig sind und der ursprünglich dokumentarische Aspekt der Fotografie zunehmend in den Hintergrund rückt. In einer künstlerischen Studie beschäftigte ich mich mit abstrakter, analoger Fotografie und untersuchte das Spannungsfeld zwischen absichtlicher und zufälliger Gestaltung. Zwei wichtige Erkenntnisse nahm ich mit: Erstens hat Fotografie auch im digitalen Zeitalter weiterhin einen hohen gestalterischen und dokumentarischen Wert, beziehungsweise spielte die kreative Verzerrung der Realität schon immer eine wichtige Rolle. Zweitens wurde mir klar, dass mir meine Ausbildung noch nicht ausreichte, um ins Berufsleben zu starten. Deshalb entschied ich mich für ein Masterstudium in Photographic Studies an der Fachhochschule Dortmund, wo ich mich weiter mit dem Medium Fotografie auseinandersetzte und mich auf Architekturfotografie spezialisierte.
Neugier als Antrieb meiner Arbeit
Warum ich heute als spezialisierter Architekturfotograf arbeite, ist, denke ich, gut nachvollziehbar. Eine andere, ebenso wichtige Frage blieb jedoch offen: Warum übe ich diesen Beruf mit so großer Leidenschaft aus? Die Antwort darauf zu finden, hat mich einige Zeit ehrlicher Selbstreflexion gekostet. Am Ende fiel sie jedoch überraschend simpel aus: Es ist der Wunsch, Neues zu lernen und die Menschen hinter den Projekten kennenzulernen. Ich war schon immer neugierig, habe gern ausprobiert und mich für neue Perspektiven begeistert. Diese Neugier ist bis heute geblieben und zählt für mich zu den wertvollsten Aspekten meines Berufs. Es inspiriert mich, mit welcher Hingabe Architektinnen und Architekten ihre Projekte entwickeln, welche kreativen Lösungen sie finden und welche Geschichten sich hinter einem Bauwerk verbergen. Jedes Projekt bringt neue Herausforderungen, neue Gesichter, neue Geschichten und die Fotografie ist für mich das Medium, um genau diese Geschichten sichtbar zu machen.
Natürlich spielt auch der finanzielle Aspekt eine Rolle – schließlich ist Fotografie mein Beruf. Doch das Geldverdienen steht für mich nicht im Vordergrund. Der wahre Wert liegt für mich im Projekt selbst und darin, es visuell erlebbar zu machen. Architekturfotografie wirkt auf den ersten Blick vielleicht nüchtern und distanziert, fast wie eine rein dokumentarische Disziplin. Aber hinter jedem Bauwerk stehen Menschen – in der Planung, im Bau und in der Nutzung. Diese menschliche Dimension ist für mich zentral und vielleicht der wichtigste Grund, warum ich meinen Beruf mit so viel Leidenschaft ausübe.